Dass die Domaine de Chevalier zum Weinbau berufen ist, bestätigte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sie im Gaskognischen noch „Domaine de Chivaley“ hieß. Dank der Ambitionen des damaligen Eigentümers Jean Ricard entwickelt sich hier eine Produktion, die rasch öffentliche Anerkennung erfährt. Ab den 1950er Jahren erlebt das Gut einen neuen Aufschwung, dank der Beratung durch Professor Peynaud, der die Qualität der Weißweine auf ein noch höheres Niveau hebt. Seit 1983 hält Olivier Bernard die Zügel in der Hand und wird von den Professoren Pascal Ribereau-Gayon und Denis Dubourdieu unterstützt. „Der Mensch ist nur ein Entwickler ... das Terroir beherrscht alles“, so die Philosophie des glücklichen Eigentümers. Allerdings ist das Terroir des Weinguts gerade für seine Wechselhaftigkeit bekannt: Magerer Boden an der Oberfläche, reichhaltiger Unterboden, aufgrund seiner Kesselform ist es anfällig für Frost, genießt aber dank seiner Nord-Süd-Ausrichtung eine gute Sonneneinstrahlung. Man muss diesem Terroir also ganz besondere Aufmerksamkeit widmen, um es dazu zu bringen, seinen Ausnahmecharakter zu offenbaren.

Obwohl die Weißweine nur 15 % der Produktion des Weinguts ausmachen (fünf von insgesamt 35 Hektar), sind sie der Grund für den guten Ruf, den dieses Cru Classé als eines der sechzehn des Pessac-Léognan genießt. Der Weißwein der Domaine de Chevalier ist ein Symbol für Ausgewogenheit und Eleganz im Léognan. Er besteht hauptsächlich aus Sauvignon (70 %), ergänzt durch Semillon, und entwickelt Aromen von exotischen Früchten und Blumen. Am Gaumen zeigt er sich frisch, mit einer seltenen mineralischen Intensität. Dies ist ein Wein, der nach einer Reifezeit von 5 bis 12 Jahren zum Genuss einlädt. Die besten Jahrgänge (z.B. die 1980er Jahre) können jedoch problemlos mehrere Jahre gelagert werden.