Während die anderen großen spanischen Weine ihre Zeit des internationalen Erfolgs bereits fast hinter sich haben, ist Pingus (dessen erster Jahrgang aus dem Jahr 1995 stammt) noch weit davon entfernt, seine Entwicklung am Markt abzuschließen. Die Bodega Dominio de Pingus befindet sich im Herzen der Ribera del Duero, der größten der fünf Appellationen der Weinbauregion Castilla y Leon, die 1982 den offiziellen Status als „Denominacion de Origen“ erhielt.
Der Eigentümer Peter Sisseck, von Beruf Agraringenieur, führt die Vinifikation persönlich durch und folgt dabei den Ratschlägen seines Freundes Jean-Luc Thunevin, dem Eigentümer des Château de Valandraud in Saint-Émilion. Ganz im Stil des Letzteren entspricht Pingus in allen Aspekten der Definition eines „Garagenweins“, der zwar in Frankreich manchmal nicht so gern gesehen, aber in Übersee um so mehr geschätzt wird: sehr geringe Erträge (7 hl/ha im Jahr 2000!), Handlese einzelner Weinbeeren, moderater Einsatz von Schwefel und Ausbau in 100 % neuen Barriques aus Eichenholz. Und was ist das gewisse Etwas bei Pingus? Sehr alte Rebstöcke, bis zu 70 Jahre alt, die dem Wein einen außerordentlich starken Charakter verleihen. Mit der Einführung des Prinzips der Mikro-Vinifikation in Spanien hat sich Peter Sisseck resolut über sämtliche lokalen Regeln der Weinherstellung hinweggesetzt.
Was den Charakter dieses spanischen Superstars betrifft, so erweist er sich zugleich als kräftig, reichhaltig, füllig und extrem konzentriert, mit einer großen aromatischen Intensität und einem bemerkenswert samtigen Mundgefühl. Die Finesse dieses herrlich strukturierten Weins wird im Laufe der Jahrgänge immer deutlicher erkennbar und verspricht eine lange Lagerfähigkeit. Das Weingut erzeugt mehrere Weine: den Pingus, den Flor de Pingus als Zweitwein, aber auch den PSI, der aus alten Tinto-Fino-Reben erzeugt wird.

Der Flor de Pingus besteht aus sorgfältig ausgewählten, zugekauften Trauben und wird in 4.000-Liter-Edelstahltanks vinifiziert. Die Gärung erfolgt mit einheimischen Hefen. Der Ausbau dauert etwa 18 Monate und wird zur Hälfte in neuen Barriquefässern durchgeführt. In der Nase offenbart diese Abfüllung fruchtige Aromen (Kirsche, Brombeere, Cassis, Himbeere) sowie holzige und cremige Noten. Dieser fruchtige Charakter findet sich auch am Gaumen, wo sich Reichhaltigkeit, Kraft, Struktur und ein Hauch von Frische dazugesellen. Die Tannine zeigen sich besonders Zart, und die Länge ist bemerkenswert.